Ein Ironman- Finish. Für viele eine opake Situation, für einige vorstellbar, für andere wiederrum nicht.
Meine Gegenüber reagieren mit unterschiedlichsten Reaktionen, wenn sie erfahren, dass ich letztes Jahr einen meiner Träume erfüllt habe einen Ironman zu finishen. Wenn sich das Gespräch vertieft und ich erwähne, dass ich auch heuer wieder einen Langdistanztriathlon in Angriff nehme, herrscht meist Verwunderung. Oft auch Unverständnis.
Wie viel Zeit nimmt die Vorbereitung wirklich in Anspruch, wie viel Problemchen kommen auf einen zu, mit welchen Kosten ist ein Ironman- Start zu beziffern? Nachfolgend, ungeschönt und ehrlich, meine Eindrücke und Erfahrungen.
Langer Atem
Soviel vorweg, es ist ein langer Weg. Hügelig, steinig, sehr kurvenreich. Wer bereits Ausdauersport-erfahren ist, ab und zu eventuell mal so einen 12 Wochen Internet Halbmarathon Trainingsplan vor einem Rennen absolviert hat, sammelte Eindrücke. Vergleichbar mit einer Triathlon Langdistanz- Vorbereitung, eher peripher.
Essentiell um ans Ziel zu kommen, eine professionelle Trainingsplanung. Da ich keinerlei Erfahrungen in Bezug auf dieses Thema mitbringen konnte, griff ich auf Lissi und ihr Unternehmen Tristyle zurück.
Nicht alles war so einfach umsetzbar, wie es Instagram oder Facebook scheinen lässt. In der virtuellen Welt, in der nur die „Highs“ des Lebens online gestellt werden, erweckt dies einen leider komplett falschen Eindruck. Es kann nicht jeden Tag wie am Schnürchen laufen, bei niemandem.
Standardtrainingswochen mit 6 Tagen, Belastungswochen mit 7 Trainingstagen müssen erstmal bewältig werden. Terminkollisionen mit Alltäglichem, Beruflichem und Familiärem stehen an der Tagesordnung.
Fokus
Entscheidend, der Fokus. Was will ich? Was bin ich bereit dafür zu geben? Abende mit dem Partner vor dem TV auf der Couch werden zu Seltenheiten. Bei mir zumindest. Mein Alltag besteht darin, dass ich um 6 Uhr aufstehe, ab spätestens 7 Uhr im Büro sitze. Tagsüber in der Geschäftsführung eines Unternehmens mitwirke, gegen ca. 17 Uhr die Firma verlasse. Anschließend, je nach Trainingsplan 1,5 bis 3 Stunden trainiere. Gegen 21 Uhr zuhause ankomme, müde, hungrig.
Tag für Tag, über die Dauer von gut 12 Monaten. Daheim, Trainingssachen für den folgenden Tag zusammen richten, essen, dehnen. Maximal 20 Minuten Unterhaltung mit meiner Tochter und meiner Frau, anschließend gegen 22:30 ins Bett. Etwas lockerer sind die Wochenenden. Meist trainiere ich schon, wenn meine beiden Mädels noch im Bett liegen. Ab dem Nachmittag steht gemeinsame Familienzeit zur Verfügung. Dennoch werden auch im Sommer wieder Trainingseinheiten auf mich zukommen, welche 8 Stunden oder mehr pro Wochenendtag in Anspruch nehmen.
Viele verurteilen mich, da die familiäre Zeit doch sehr begrenzt ist. Da ich nicht nur viel Zeit in meinen Sport stecke, sondern noch viel mehr Zeit in die Firma, ist die Freizeit oft sehr begrenzt. Darüber hinaus bin ich pro Jahr über 100 Tage nicht zuhause, beruflich unterwegs, im Ausland, im Hotel. Gerade hier zeichnet sich auch die Erfahrung in Bezug auf Trainingsplanung und Zeitmanagement von Lissi aus. Immer wird von ihr ein passender Weg gefunden mein Training oftmals zu kompensieren. Zurück zum Thema. Ja, ich bin wenig, sehr wenig, zuhause. Ich bin ein Typ Mensch, dem es nicht reicht Durchschnitt zu sein, ich will bei allem was ich angreife, erfolgreich sein.
Daher bin ich auch bereit, Einbußen in Kauf zu nehmen. Also: wie viel bist du bereit für dein Ziel zu geben?
Akzeptanz
Dies alles, Ironman, Firma, was auch immer, wäre ohne die nötige Akzeptanz nicht möglich. Die Akzeptanz meiner Frau und meiner Tochter mir gegenüber. Dass viele mich dafür verurteilen wurde bereits angesprochen. Dass diese Situation für uns alle (meine Frau, meine Tochter und für mich) so passt, daran denkt niemand. Dies versteht auch niemand. Mir ist bewusst, dass ich ohne die unterstützende Hand von Michi (meiner Frau) es unberechenbar schwerer hätte. Auch meine mittlerweile 8- jährige Tochter kommt nicht immer damit zurecht, dass Papa wenig zuhause ist. Freut sich jedoch umso mehr, wenn wir gemeinsam schöne Dinge unternehmen oder in den Urlaub fliegen. Wir sind alle drei Menschen, die lieber weniger, dafür wertvolle Zeit miteinander verbringen. Bevor ich 4 Stunden vor dem TV mit meiner Familie liege, geht lieber jeder seinem Hobby nach, welches ihn glücklich macht. Anschließend kann immer noch eine halbe Stunde auf der Couch verbracht werden. Doch das ist meine Meinung, ich zwinge sie niemandem auf!
Schmerzen
Es tut weh und das ständig. Der Weg zur Ironman Ziellinie ist schmerzhaft. Punkt! Regelmäßig wird der Körper mit neuen Trainingsreizen gefordert und Muskelkater steht an der Tagesordnung. Die Tage, an denen nicht irgendwo ein Ziehen zu spüren ist, sind äußerst selten. Wenn man weiß, was man will, warum man sich das Ganze antut ist alles halb so wild. Es ist schlicht eine Gewöhnungsphase über viele Monate. Für mich stehen die Schmerzen immer absolut im Verhältnis zum Spaß. Der Spaß am Training überwiegt. Sollte dies nicht der Fall sein, muss die Sportart gewechselt werden. Ich mag es einfach, wenn ich meinen Körper spüre, wenn ich das Gefühl habe, was getan zu haben. Sogar die Pizza samstagabends schmeckt besser, wenn ich davor 2-3 Stunden oder auch länger, trainiert habe.
Es gib viel darüber zu erzählen. Ich will, dass mein Weg nachvollziehbar ist. Im Social Media Lifestyle besteht jeder Internet- Akteur sein Dasein mit Bravour. Die ungeschönte Wahrheit ist was wirklich zählt. Gestellte Fotos online stellen kann jeder. Und drauf reinfallen auch ?
Emanuel Sabitzer
…auf der Suche nach seinen persönlichen Grenzen! Nach vielen Jahren im Radsport, wechselt er zum Triathlon, um am 07.07.2019 beim Ironman Austria am Start zu stehen. Neue Reize setzten, Grenzerfahrungen sammeln – Dinge die ihn motivierteren, weiter zu machen, nicht stehen zu bleiben! Er schreibt gerne, er schreibt viel. Über Training, Wettkämpfe, Ernährung. Über Körper und Geist. Über Motivationslöcher und Sportsucht. Provokant, ehrlich und vor allem authentisch!