So, oder so ähnlich, muss sich ein Heroinsüchtiger fühlen, wenn der „Flow“ plötzlich nachlässt. Wenn der Körper in der Ecke liegt, der Geist dahinträumt. Der Sport ist meine Droge, mein Ausbruch aus der Gesellschaft, mein Ausgleich zum Alltag.
Schlag auf Schlag, brauch ich neue Ziele, neue Herausforderungen, einen Wegweiser.
Nach meinen phänomenalen Zieleinlauf beim Ironman Austria Anfang im Juli dieses Jahres, setzte ich im Geiste ein Häkchen darunter. Check, Ziel erreicht.
Das Danach!
Zugegeben, während der 40-wöchigen Vorbereitungszeit, freute ich mich immer mehr auf den Moment nach dem Ironman. Einfach mal nach Lust und Laune zu trainieren, ohne Leistungsdruck, dem Körper Ruhe und Zeit zum Erholen gönnen, Überbelastungen auskurieren. Aber auch einfach mal die komplette Ernährung über Bord werfen. Reichlich Alkohol konsumieren, Süßes und Fast Food essen, keine Regeln, keine Kasteiung, keine Konsequenz. Jedoch – es war überhaupt nicht so überdrüber super wie erwartet – so mein Eingeständnis an mich selbst.
Mentaler Kollaps!
Ganze drei Monate ist mein Ironman-Finish nun her, ganze drei Monate hatte ich keinen Trainingsplan. Und jetzt? Ich glaub ich dreh durch! Mir fehlt die Struktur im Training, mir fehlt der tägliche Blick in die Tristyle-Trainingsplan-App. Ja, es kann schon auch mal was, einfach mal nicht zu trainieren, wenn man halt eben mal keine Lust darauf hat. ABER, das Gefühl nach einem durchgezogenen Training im Bett zu liegen, fühlt sich einfach besser an. Damit komm ich nicht zurecht. Es fällt mir leichter stundenlange mit Schmerz oder Null-Bock-Syndrom zu trainieren, also nix zu tun und einfach nur rumzusitzen.
Auch der „Wirf alle Ernährungsprinzipien übern Haufen“ Stil macht mich nicht lange glücklich. Ich fühle mich einfach nicht so gut, so fit, wenn ich nur „Müll“ in mich reinstopfe. Scheinbar brauch ich es einfach nicht mehr. Mein Körper hat sich an einen gesunden, ausgewogenen, Trainings-strukturierten Alltag gewöhnt. Das fast tägliche Training, die Überlegungen, wie ich diverse Termin verschieben kann, um mein wöchentliches Pensum zu erreichen, fehlen mir. Jetzt schon.
Auf ein Neues!
Ein Mail nach dem Ironman an Lissi, meine Trainerin. Ein und dasselbe Mail, in dem ich einen kurzen Rennbericht schildere, aber ihr auch schon wieder meine zukünftigen Ziele mitteile: Ironman 70.3 in Graz im Mai 2020, einen weiteren Langdistanztriathlon – also Ironman auch nächstes Jahr – in Italien, Cervia. Ich habe tatsächlich Triathlon-Luft geschnappt und die will ich nun weiter einatmen.
Ein kurzer Rückblick…
Ironman Austria, vorbereitet auf 12 Stunden Dauerbelastung.
Dass ich einfach nahezu top auf meinen Tag X vorbereitet war, zeigt mir nicht nur meine Zielzeit, sondern vielmehr das „Danach“: Kein totaler physischer Zusammenbruch nach dem Rennen, keine Schmerztabletten, die mir beim Schlafen helfen, keine wochenlangen Probleme. Am vierten Tag nach dem Ironman war ich bereits wieder frei von muskulären Beschwerden und 12 Tage nach dem Ironman bin ich einen Halbmarathon in 1h41min gelaufen. 3 Wochen später einen kürzeren Laufwettkampf, dazwischen immer wieder Radausfahrten und Schwimmeinheiten. Ich habe das Gefühl, mein Körper hat sich sehr schnell wieder von den fast 12 Stunden Strapazen erholt. Essentiell dafür war eine vernünftige und professionelle Trainingsbetreuung und diese erstreckte sich bei mir vom Erstgespräch mit Lissi, den ersten Leistungstests meines Lebens, einem beeindruckenden Trainingslager in Zadar, bis hin zur umfassenden Trainingsgestaltung und hat einfach alles abgedeckt. Danke! Auf ein Neues!
Emanuel Sabitzer
…auf der Suche nach seinen persönlichen Grenzen! Nach vielen Jahren im Radsport, wechselt er zum Triathlon, um am 07.07.2019 beim Ironman Austria am Start zu stehen. Neue Reize setzten, Grenzerfahrungen sammeln – Dinge die ihn motivierteren, weiter zu machen, nicht stehen zu bleiben! Er schreibt gerne, er schreibt viel. Über Training, Wettkämpfe, Ernährung. Über Körper und Geist. Über Motivationslöcher und Sportsucht. Provokant, ehrlich und vor allem authentisch!