Emanuel Sabitzer

Erster Tag des neuen Jahres, kein Laufen, kein Radfahren, wenig schwimmen – Zwangspause.
Ich dreh durch, bin auf Entzug, unausgeglichen, schlecht drauf, einfach alles! So soll ein neues Jahr nicht anfangen, bestimmt nicht. Tut es aber dennoch. Naja, wenigstens kann es nun nur mehr besser werden, hoffentlich schnell. Ich habe keine Geduld.

Motivation hab ich auch für 5 Stunden Training pro Tag, der Kopf ist stark, der Körper scheinbar nicht. Das Schienbein schmerzt, zieht, nervt! Stiegen steigen, gehen, Auto fahren, alles tut weh, nur sitzen und liegen nicht. Sitzen und liegen? Kann ich nicht. Ich bin ein Bewegungsfetischist, ruhig bleiben, unmöglich. Einziger positiver Effekt meiner Überbelastung, ich habe ein neues Blog- Thema, über welches ich schreiben kann. Das ist aber definitiv das einzige Positive an dieser Situation.

Es fühlt sich einfach beschissen an, wenn du nach 12min am Ergometer dein Training beenden musst, mit gesenktem Haupt das Fitnessstudio verlässt. Alle schauen dich komisch an, der, der immer stundenlange am Ergometer und ab Laufband trainiert, geht schon wieder heim? Verkehrte Welt.

Kopfsache!

Eigenartig, denk ich mir. Meine kleine Odyssee mit etwas Abstand betrachtet, fällt mir folgendes auf:
Wenn die größte Stärke und die größte Schwäche ein und dasselbe sind. Ehrgeiz!
Im Training, auch im Rennen, bin ich so kopfstark, dass ich alles gnadenlos durchziehe.
Öfters musste ich mir schon anhören, dass ich oftmals zu ehrgeizig, zu zielstrebig bin. Wenn ich ein Ziel verfolge, bringt mich nichts vom Wege ab. Ich ordne dem alles unter. Nehme negative Begleiterscheinungen in Kauf. Und ziehe demnach eine Spur der Verwüstung hinter mir nach.

Jedoch merke ich nun erst, wie schnell mich eine kleine Situation komplett aus der Bahn wirft. Ein blöder Schmerz, ein paar Tage kein Sport und ich stehe komplett neben mir. Fühl mich nicht mehr wohl. Weiß nichts mit mir anzufangen. Mir fehlt einfach das Gefühl, unter der Dusche zu stehen und was getan zu haben.

Ich bin nun 30ig, fitter denn je, motivierter denn je. Ein Ziel vor Augen und nun? Soll ich einfach eingebremst werden, muss meinen Tatendrang reduzieren? Was für ein Blödsinn. Eigentlich bin ich ja überzeugt, dass alles im Leben einen Sinn hat. Sehr oft jedoch kommt man erst später drauf, welchen Sinn gewisse Geschehnisse haben. Wie derzeit.

Es ist hart, wenn du Instagram und Facebook öffnest, alle ganz motiviert ihre Neujahresvorsätze sportlich zur Schau stellen. Ein Lauffoto da, ein Wanderfoto dort, und du denkst dir dann…

Leere!

Emanuel SabitzerFühlt sich so ein Abhängiger auf Entzug? Ich sitze auf der Couch, blicke ins Leere, gedankenlos. Fühlt sich einfach nicht gut an. Dennoch halte ich mich absolut an Lissis Vorgaben und Empfehlungen. Sie ist hier der Profi, sie hat hier die Erfahrungen. Die nächsten paar Wochen, werden definitiv die härtesten für mich. Ich quäle mich lieber stundenlang im Training ab, als nichts zu tun. Ich, als freiheitsliebender Mensch, der seinen Ausgleich beim Sport sucht. Den Sport als Ventil benutzt. Der immer sportlichen Zielen hinterher rennt, kann nun nichts machen? Halb so wild, sind ja nur ein paar Wochen, werden viele sagen. Ihr habt alle keine Ahnung! Ihr fühlt nicht das, was ich fühle, könnt euch nicht in mich hineinversetzten. Die wenigsten zumindest. Dennoch! Was bleibt mir übrig?

Schwimmen, Stabi, Schwimmen, Stabi. Das bleibt mir übrig. Eigentlich eh cool, besser viel schwimmen als viel nichts machen. Das ist das Gute am Triathlon: man kann immer was trainieren, ist nicht nur auf eine Disziplin angewiesen. Vielleicht hat das Ganze auch einen Sinn und ich kann endlich mehr Zeit ins Schwimmen investieren – beim Laufen und Radfahren war meine Form ohnehin schon recht gut! So gesehen bringt also auch jede negative Situation etwas Positives mit sich. Und besser jetzt eine kurze Pause, als zu überziehen und dann eine ganze Saison zu verhauen!

Emanuel Sabitzer

Emanuel Sabitzer

…auf der Suche nach seinen persönlichen Grenzen! Nach vielen Jahren im Radsport, wechselt er zum Triathlon, um am 07.07.2019 beim Ironman Austria am Start zu stehen. Neue Reize setzten, Grenzerfahrungen sammeln – Dinge die ihn motivierteren, weiter zu machen, nicht stehen zu bleiben! Er schreibt gerne, er schreibt viel. Über Training, Wettkämpfe, Ernährung. Über Körper und Geist. Über Motivationslöcher und Sportsucht. Provokant, ehrlich und vor allem authentisch!